Photo: Evangelischer Dom im Schleswig, Schleswig-Holstein
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Wie freu ich mich mit Beben
1.) Wie freu ich mich mit Beben,
Bis einst das volle Leben
In meinem Geist beginnt,
Wenn vor der Liebe Sehnen
Das Todeseis in Tränen,
Die Nacht in ew'gem Tag zerrinnt!
2.) Wenn ich nach langen Mühen
Aus dem Gefängnis fliehen,
In Freiheit wandern kann.
Wenn ihr so golden blinket
Und mir herüber winket,
Ihr Berg' und Täler Kanaan! (a)
3.) O, welche schöne Reise,
Auf der mich Himmelsspeise
Und Himmelstrank erquickt.
Wo mich ein Freund geleitet,
Die Hand mir überbreitet,
Dass keine Sonnenglut mich drückt!
4.) Mein Freund ist nun gekommen,
Er hat mich hingenommen
Und sich mir ganz geschenkt.
Viel Wonne, Licht und Frieden
Hat er mir zubeschieden
Und meinen Pfad zu sich gelenkt.
5.) Er wusch den Leib mir reine,
Am Abend dann alleine
Wäscht er die Füße mir.
Zwar kann ich mich nur schämen,
Doch darf ich mich nicht grämen,
- Mit Freuden, spricht er, tu ich's dir.
6.) Er zeigt mir alle Wege,
Am steilen Felsenstege
Trägt er so sicher mich
Und dass beim Niederschauen
Dem Kind nicht möge grauen,
Heißt er mich schauen nur auf sich.
7.) Zwar mag ich leicht mich ritzen
An scharfen Dornenspitzen,
Die mir entgegenstehn.
Doch wenn ich ihn nur fasse
Und seine Hand nicht lasse
Muss es mit Freuden fürder gehn.
8.) Oft, wenn ich mich verirrte,
Rief mir mein treuer Hirte
In tiefer Mitternacht
Und kam ich nur mit Reue,
So hat der Ewigtreue
Der Sünde nimmermehr gedacht.
9.) Er hat mir oft erzählet,
Wie man ihn einst gequälet
Und an das Kreuz gebracht,
Wie seine Freunde flohen
Und wir mit frechen Drohen
Die Feinde seiner Pein gelacht.
10.) Er hat für mich gelitten,
Er hat für mich gestritten,
Für mich ist er erblasst,
Für mich sein Herz durchstoßen,
Für mich sein Blut geflossen
Und meine Schuld war seine Last.
11.) O möcht' ich diesen Einen
Umfangen und sonst keinen,
Der mich so hoch geliebt!
Der mich so hoch geachtet,
Den ich so tief verachtet
Und bitterlich zum Tod betrübt.
12.) Er hält sein Herz mir offen,
- Ich soll nur kindlich hoffen
Und glaubend auf i h n sehn.
Wenn ich's auf ihn nur wage,
So soll es alle Tage
Von Klarheit in die Klarheit gehn.
13.) Herr Jesu, dieses Leben
Wollst du mir Armen geben,
Drauf will ich dir vertrau'n
Bis ich, nach deinem Bilde
Erwachend, dir in's milde
Versöhnerauge werde schau'n.
(a) gelobtes Land
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Autor: Albert Knapp
Melodie: Nun ruhen alle Wälder
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gefunden in:
Sammlung der vorzüglichsten Lieder
für Kirche, Schule und Haus
verlegt bei Samuel Elsner, Berlin, 1832
Liednummer 1892
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Albert Knapp (* 25. Juli 1798 in Tübingen; † 18. Juni 1864 in Stuttgart) war ein deutscher Pfarrer, Dichter und Begründer des ersten Tierschutzvereins in Deutschland. Sein Enkel war der Pazifist Paul Knapp.
Albert Knapp war der Sohn des Hofgerichtsadvokaten und Verwaltungsbeamten Gottfried Gabriel Knapp (1764-1828) und der Henriette geb. Finckh (1775-1827). Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Alpirsbach, Rottweil und Tübingen. In Maulbronn, wo er 1814 in das evangelische Seminar eintrat, verfasste er bereits Gedichte und dramatische Texte.
1816 begann er das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen. Daneben interessierte er sich besonders für Geschichte, Philosophie und Poesie. Knapp war ein eifriger Burschenschafter, der 1819 am Jahrestag der Schlacht bei Waterloo eine aufrührerische Rede ('Gegen die autoritären Monarchen und für ein geeintes Deutschland') hielt.
Durch seinen Freund Ludwig Hofacker erhielt er 1820 eine Vikariatsstelle in Feuerbach bei Stuttgart. Knapp kämpfte gegen allzu einseitige pietistische Standpunkte. Weitere Stationen seiner geistlichen Laufbahn waren: Vikar in Gaisburg, Diakon in Sulz am Neckar (1825) und in Kirchheim unter Teck (1831). 1836 kam er nach Stuttgart an die Hospital- und die Stiftskirche und übernahm 1845 als Nachfolger von Gustav Schwab das Amt des Pfarrers der Leonhardskirche.
Im Dezember 1837 gründete er außerdem, inspiriert von seinem Freund und Vorbild, dem im Februar desselben Jahres verstorbenen pietistischen Pfarrer Christian Adam Dann, den ersten Tierschutzverein Deutschlands. Er entwarf ein Flugblatt, das 1838 dem Schwäbischen Merkur beigefügt wurde und zur Gründung von Ortsgruppen aufrief. Ein Vorwurf von ihm lautete, dass es noch kein öffentliches Gesetz gegen Tierquälerei gebe. Tierschutz sei ein zutiefst christliches Anliegen, wobei sich Knapp auf die Bibel im Römerbrief 8. Kapitel, Verse 18-23, berief.
Albert Knapp war dreimal verheiratet: 1828 mit Christiane von Beulwitz († 1835), 1836 mit der Witwe Emilie Osiander († 1849) und 1850 mit Minette Lerche († 1897). Er selber starb am 18. Juni 1864 in Stuttgart im Alter von 65 Jahren.
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