Photo: Rosen in Eltville
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Von Gnade will ich singen
1.) Von Gnade will ich singen
Und von Barmherzigkeit.
Herr, lass es mir gelingen,
Dass ich dein Lob ausbreit.
Es wallt, mein Herz zu heben
Herr, deiner Güte Preis, (a)
Den Ruhm will ich dir geben,
So gut ich immer weiß.
2.) Denn was du längst (b) versprochen
Von deiner Macht und Stärk'
Ist nunmehr ausgebrochen
In das gewünschte (c) Werk.
Du hast, was du verpflichtet,
Nun deinem Volk gesandt:
Das Horn (d) ihm aufgerichtet
In Davids liebem Land.
3.) Es ist der Held vorhanden,
Der uns erlösen soll
Von unsern Feindesbanden
Und alles machen wohl:
Dass wir dem Joch entnommen,
Das uns so hart gedrückt,
Zur Freiheit möchten kommen,
Die uns der Feind entrückt.
4.) Tod, Teufel, Sünd' und Hölle
Hat man an uns nichts mehr,
Der uns versichert, stelle
Vor diesem Unglücksheer,
Der ist nunmehr erschienen,
Heißt uns mit keckem Mut
Dem Himmelsherren dienen,
Der uns hält in der Hut.
5.) Und dass so lang wir leben
Auf dieser Erdenwelt,
Bis er uns einst wird geben,
Das höchste Freudenzelt,
Da, was wir angefangen,
Wird völlig ausgeübt,
Wo der vor Gott wird prangen,
Der ihm zu dienen liebt.
6.) Er hat vorher gesendet
Den, der es kündet an: (e)
Der Herr sei nun gewendet,
Man soll ihm ebne Bahn,
Wenn er kommt, zu bereiten,
Er folg ihm auf dem Fuß,
Die Herzen sollt er leiten,
Zu ungefärbter Buß'.
7.) Er schicket ihn, zu laufen
Vor seinem Einzug her,
Mit Wasser sollt er taufen
Und zeugen, dass er wär
Ein Lamm, das Gott erwählet
Zu tragen alle Schuld,
Auf dass wir losgezählet,
Erlangen Gottes Huld.
8.) Johannes ließ er nennen
Den Diener, den er hat
Geschick, dass ihn erkennen,
Könnt jeder in der Tat,
Der Gnade wollte bitten
Auf das erschollne Wort
Und ändern seine Sitten,
Zu fliehn die Höllenpfort'.
9.) Das ist ja hoch zu preisen,
Das ist ja rühmenswert,
Was Gott uns zu erweisen
Aus Gnaden bloß begehrt.
Verdienst ist weit von dannen,
Es ist Barmherzigkeit,
Die nicht ist einzuspannen,
Ist mehr als Himmelsbreit.
10.) Wohlauf mein Seel' zu loben,
Was der dir Gutes tut,
Der mehr und mehr von oben
Erfreuet deinen Mut.
Sag, Herr, wie sollt ich danken
Für diese deine Treu',
Die immer ohne Wanken
Wird alle Morgen neu.
(a) Lob
(b) schon vor langer Zeit
(c) lang herbeigesehnte
(d) das Wort 'Horn' bedeutet in der Bibel im übertragenen Sinn Ehre und Herrlichkeit: 'Mein Horn ist erhöhet in dem Herrn!' (1. Samuel, Kap. 2, Vers 1)
(e) Johannes, der Täufer
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Autor: Johannes Vogel
Melodie: Ich dank dir, lieber Herre
oder: Du meine Seele, singe
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Andacht-Übung aus den Sonn-, Fest- und Feyr-täglichen
Evangelien zu Erweckung und Fortsetzung gottseeliger Sabbat-Gedancken
von Johann Vogel
Druck Wolff Eberhard Felßecker,
Nürnberg 1661
Thema: Johannisfest
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Johannes Vogel (* 5. September 1589 in Nürnberg; † 8. März 1663 ebenda) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Vogel wurde als Sohn eines Waffenschmiedes geboren und besuchte nach dem Abschluss seiner Schulausbildung die Universitäten in Altdorf und Wittenberg. Im Anschluss unternahm er, den Sitten der damaligen Zeit entsprechend, eine Bildungsreise, die ihn auch nach Polen und Ungarn führte, wobei er christliche Splittergruppen besuchte, deren Lehren er in dieser Zeit anhing. Nachdem er diese Haltung widerrufen hatte, erhielt er im Jahr 1621 ein Pfarramt an der Kirche St. Egidien und zugleich das Rektorenamt an einer Schule seiner Vaterstadt; im Jahr 1634 wechselte er an die Kirche St. Sebald. Im Jahr 1638 veröffentlichte Vogel 'Die Psalmen Davids', die überarbeitet 1653 unter dem Titel 'Psalmen, geistliche Lieder und Hausgesänge' in Nürnberg erschienen. Im Jahr 1661 wurde eine Sammlung von Vogels Liedern unter dem Titel 'Andacht-Übung aus dem Sonn-, Fest- und Feyrtäglichen Evangelien' gedruckt. Im Nürnberger Gesangbuch von 1677 finden sich fünf seiner fast 200 Lieder. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 20 Lieder von Vogel. Sein bekanntestes Lied ist ein Abendmahlslied mit vier Strophen und heißt 'Ich preise dich von Herzen, o du mein Heiland'.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++