Italien / Südtirol - Reschensee
Reschensee (German: [ˈrɛʃn̩ˌseˑ]; Italian: Lago di Resia [ˈlaːɡo di ˈrɛːzja]) or Lake Reschen is an artificial lake in the western portion of South Tyrol, Italy, approximately 2 km (1 mi) south of the Reschen Pass, which forms the border with Austria, and 3 km (2 mi) east of the mountain ridge forming the border with Switzerland. With its capacity of 120 million cubic metres (97,000 ac·ft) it is the largest lake in the province. Its surface area of 6.6 km2 (2.5 sq mi) makes it also the largest lake above 1,000 m (3,300 ft) in the Alps. It is fed by the Adige, Rojenbach and Karlinbach and drained by the Adige.
The lake is famous for the steeple of a submerged 14th-century church; when the water freezes, this can be reached on foot. A legend says that during winter one can still hear church bells ring. In reality the bells were removed from the tower on July 18, 1950, a week before the demolition of the church nave and the creation of the lake.
Plans for a smaller (5 m deep) artificial lake date from 1920. In July 1939, the Montecatini company (now Edison Energia) introduced a new plan for a 22 m (72 ft)-deep lake, which would unify two natural lakes (Reschensee and Mittersee) and submerge several villages, including Graun and part of Reschen. The creation of the dam started in April 1940 pursuant to this second plan but, due to the war and local resistance, did not finish until July 1950.
In 1947 Montecatini received 30 million Swiss francs from the Swiss company Elektrowatt [de] for the construction of the dam (in exchange for 10 years of seasonal electricity), paradoxically after the population of Splügen had voted against the company's plans to build a dam that would have submerged that Swiss village. Graun's population did not have such success, despite the willing ear of Antonio Segni who later became Italy's prime minister. In total 163 homes and 523 hectares (1,290 acres) of cultivated land were submerged.
(Wikipedia)
Der Reschensee (italienisch Lago di Resia) ist ein Stausee in der Gemeinde Graun im westlichen Südtirol, der dem Speicherkraftwerk Glurns als Oberbecken dient. In ihm gestaut wird das Wasser der Etsch, des Rojenbachs, des Karlinbachs und einiger kleinerer Zuflüsse. Der künstliche See hat mit sechs Kilometer Länge und an der breitesten Stelle etwa einem Kilometer Breite ein Stauvolumen von 120 Mio. m³, das fast vollständig als Speichervolumen genutzt wird und damit einen sogenannten Jahresspeicher bildet. Das Wasser aus dem Speichersee wird über einen zwölf Kilometer langen Druckstollen von drei Metern Durchmesser auf der linken Talseite bis oberhalb des Kavernenkraftwerks geleitet, wo es mit einer Fallhöhe von 586 Metern über je zwei Peltonturbinen zwei 52,5-MVA-Generatoren antreibt. Die mittlere Jahreserzeugung elektrischer Energie beträgt ca. 250 Gigawattstunden.
In der unmittelbaren Umgebung des Sees liegen neben dem Hauptort der Gemeinde, Graun, die Dörfer Reschen und St. Valentin auf der Haide, sowie die Weiler Kaschon und Spin.
Am Reschenpass gab es bis zur Seestauung 1950 drei Seen: Den Reschensee, den Mittersee (auch Grauner See genannt) und den heute noch existierenden Haidersee. Bei der Seestauung versanken das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten des Stausees, insgesamt 163 Häuser, und 523 Hektar an fruchtbarem Kulturboden wurden überflutet. Heute zeugt nur noch der aus dem Reschensee ragende Kirchturm vom versunkenen Alt-Graun.
Ab 1911 gab es erste Studien zur Nutzung der Wasserkraft im oberen Vinschgau. Unmittelbar nach der Annexion Südtirols durch Italien 1920 wurden diese Pläne auf italienischer Seite wieder aufgegriffen. Reschen- und Mittersee sollten um jeweils fünf Meter Höhe zusätzlich aufgestaut werden. Mehrfach wurden Projektanträge geprüft und verworfen, zu konkreten Maßnahmen kam es zunächst nicht. Ab 1937 forcierte die faschistische Regierung das Vorhaben erneut und forderte die Wirtschaft nochmals zu Projekteingaben auf. Schließlich wurde 1939 der Projektvorschlag einer Tochtergesellschaft des Montecatini-Konzerns (Societá Elettrica Alto Adige, SEAA) nach Änderungen genehmigt, jedoch noch keine Konzession erteilt. Es kam zu ersten Enteignungen im „nationalen Interesse zur Stärkung der nationalen Industrie“, die Bauarbeiten an Stollen/Rohrleitungen und Kraftwerk begannen. In der Öffentlichkeit blieben die Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung der SEAA (Stauziel 1485 m) zunächst unbekannt, ein pro forma in italienischer Sprache vorgenommener unauffälliger Aushang am Gemeindehaus blieb wie beabsichtigt unbeachtet: Mit einem großen Staudamm sollten beide Seen auf 1497 m gestaut werden, gegenüber dem Reschensee bedeutete dies eine Erhöhung des Wasserspiegels um 22, gegenüber dem Mittersee um 27 Meter. Damit würden die Orte Graun vollständig und Reschen zum Teil aufgegeben werden müssen. Außerdem war eine zweite Stufe mit dem Kraftwerk Kastelbell Teil des Projekts. Im Februar 1943 wurde schließlich die ab Mai geltende Konzession erteilt. Mit der Errichtung der deutschen Verwaltung in Südtirol im September 1943 kamen die Arbeiten zum Stillstand.
Nach Kriegsende stockte der Weiterbau zunächst wegen finanzieller Schwierigkeiten. Die Schweizer Elektrizitätsgesellschaften brauchten jedoch dringend „Winterstrom“, nachdem das Projekt des Speicherkraftwerkes Rheinwald bei Splügen 1946 gescheitert war. Sie boten der Montecatini eine Finanzierung von 30 Mio. SFR an gegen Lieferung von 120 Gigawattstunden elektrischer Energie pro Niedrigwasserperiode (Winter, Frühjahr), beginnend ab November 1949 für zehn Jahre. Im März 1947 wurden die Einwohner von Vertretern der Montecatini über Größe des Stausees und den nun sehr kurzen Zeitplan informiert. Unmittelbar danach begann der Bau des Dammes. Es kamen für beide Kraftwerksprojekte 7000 überwiegend in Süditalien angeworbene Arbeiter zum Einsatz.
Die Enteignungen hatten bereits 1940/41 unter der faschistischen Regierung stattgefunden und die extrem niedrigen Entschädigungen waren bei der Depositenkasse in Bozen hinterlegt worden. Der nun einsetzende Protest der Bevölkerung vermochte das Projekt nicht mehr zu stoppen, jedoch wurden auf Intervention des damaligen Landwirtschafts- und späteren Premierministers und Staatspräsidenten Antonio Segni die Entschädigungen durch eine paritätische Kommission 1948/49 neu festgesetzt. Ein Recht auf Realersatz gab es ohnehin nicht. Noch bevor die Kommission mit Verspätung im Oktober 1949 zum Abschluss kam, wurde ab 1. August eine Probestauung auf 1485 m durchgeführt, auch um den Vertrag mit der Schweizer Energiewirtschaft ab November desselben Jahres erfüllen zu können. Die Bevölkerung empfand die Überflutung als Provokation, die Polizei musste zum Schutz der Montecatini-Mitarbeiter vor Ort eingreifen. Da nun klar war, dass ab Spätsommer 1950 der erste Vollstau stattfinden würde und die Entschädigungen feststanden, mussten sich die ca. 100 betroffenen Familien aus Graun und Reschen entscheiden, ob sie vor Ort bleiben und an höherer Stelle neue Häuser bauen oder woanders hin umsiedeln wollten. Letztlich gab die verringerte landwirtschaftliche Nutzfläche, die die Lebensgrundlage für die bis dahin überwiegend betriebene Braunviehzucht darstellte, den Ausschlag dafür, dass nur ca. 35 dieser Familien dablieben. Im Sommer 1950 wurden außer dem denkmalgeschützten Kirchturm von Graun aus dem 14. Jh. alle Gebäude in Graun und den Weilern von Arlund, Piz, Gorf und Stockerhöfe (St. Valentin) abgetragen und überflutet, genauso wie im betroffenen Teil von Reschen. Es entstand ein Stausee mit 677 ha Fläche.
In den Jahren nach 1973 hat die Südtiroler Landesregierung umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Zirka 35 ha Kulturfläche sind mit Material aus dem Stausee zurückgewonnen worden.
Die Folgen der Aufstauung:
70 % der Bevölkerung ist aus- oder abgewandert
163 Wohnhäuser bzw. landwirtschaftliche Gebäude wurden gesprengt
514 ha Kulturfläche vernichtet
70 % weniger Nutztiere
Um den Reschensee führt eine Wander-, Nordic-Walking- und Laufstrecke mit Hartbelag, die 15,3 km lang ist. Der Reschensee selbst ist ein Angelrevier, dort leben Renken (Felchen), Seeforellen, Barsche, Regenbogenforellen und Hechte.
Direkt an der Westseite des Sees befindet sich die Talstation der Sechser-Gondel zum Skigebiet Schöneben. Dort ist im Winter der Anschluss an mehrere Liftanlagen möglich.
Die relativ hohen Windstärken ermöglichen am Reschensee von Wind abhängige Sportarten. In den Sommermonaten wird der See von Kite-Surfern aufgesucht. Im Winter ist der Reschensee ein Treffpunkt für Eissegler, Snowkiter und Eissurfer.
Seit 2008 finden auf dem gefrorenen Reschensee die Internationalen Deutschen Snowkitemeisterschaften statt. Weil der See im Gegensatz zu vielen deutschen Snowkite-Gebieten eine hohe Schnee- und Windsicherheit bietet, haben sich die Veranstalter für ihn als regelmäßigen Austragungsort für die Meisterschaften entschieden. Zudem ist er durch seine Lage im Dreiländereck Südtirol – Österreich – Schweiz auch für aktive Fahrer aus anderen Alpenländern gut erreichbar. Da es sich um eine offene Meisterschaft handelt, nehmen neben deutschen Sportlern unter anderem Aktive aus Österreich, der Schweiz, Italien, Skandinavien und Osteuropa teil.
Den prägnantesten Blickpunkt am Reschensee und Wahrzeichen des Gebiets stellt der aus Gründen des Denkmalschutzes nicht gesprengte Kirchturm dar. Dieser ragt auch bei hohem Wasserstand aus dem Wasser des Sees, bei niedrigem Wasserstand symbolisiert ein eingefasstes Wasserbecken um den Turm dessen Schicksal. Es handelt sich um den Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina, der bereits im Jahr 1357 eingeweiht worden war. 2004 wurde der Turm unter Denkmalschutz gestellt. Nachdem er seit rund 60 Jahren im Wasser gestanden hatte, war es aufgrund von Schäden erforderlich, das Mauerwerk 2009 zu sanieren. Dabei wurden auch das Dach erneuert und die Zifferblätter der ehemaligen Turmuhr restauriert. Das Uhrwerk befindet sich im K.u.K. Museum Bad Egart.
(Wikipedia)