Bild: Mosaik: Jesus Christus als Lamm und Rosen
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Die Stunde der Vollendung kam
1.) Die Stunde der Vollendung kam,
Du standest auf dem Hügel
Und eine Wolke Gottes nahm
Dich, Herr, auf Lichtesflügel!
Du schwebtest hoch hinauf, dich sahn
Die Jünger, beteten dich an,
Anfänger und Vollender!
2.) Sie sahn die einst durchbohrte Hand
Nicht mehr gebunden beben.
Dein Leib, am Kreuz einst ausgespannt,
Ward Freiheit, Kraft und Leben.
Hin fuhrst du durch des Himmels Höhn
Triumphreich, wie die Sonne schön,
Du Erstgeborner aller!
3.) Die Engelscharen beugten all
Ihr Knie vor dir und sangen,
Dass von der Freude Jubelschall
Die Himmel all erklangen.
Des Vaters strahlenreicher Thron
War, Jesus, deiner Leiden Lohn
Und aller Himmel Freude.
4.) Welch' Licht ist deinem Lichte gleich,
Herr, Herr, einst Knecht der Knechte.
Der Schöpfung unermesslich' Reich
Ist dein, dein Gottes Rechte.
Und jeder Himmelsfürst wirft dir
Sich hin, und, Herr, Herr, - hier sind wir!
Gebiet uns! rufen alle.
5.) Du schaust vom Himmel hoch herab,
Du Haupt, auf deine Glieder,
Blickst aus der Herrlichkeit auf's Grab,
Das dich einst deckte, nieder,
Du strahlest deines Geistes Licht
Und Kraft in uns und weichest nicht
Vom Herzen, das dir glaubet.
6.) Anbetung dir, o Erster, dir
Des Vaters Freud' und Ehre!
Aus unserm Staube jauchzen wir
Hinauf in Engelchöre!
Was warst du? Bist du? Wirst du einst,
Wenn du vom Himmel uns erscheinst,
Was du uns sein, du Höchster?
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Autor: Johann Caspar Lavater
Melodie: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut
oder: Allein Gott in der Höh sei Ehr
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gefunden in:
Geistlicher Liederschatz
Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder
für Kirche, Schule und Haus
und alle Lebensverhältnisse
verlegt bei Samuel Elsner, Berlin, 1832
Liednummer 362
Thema: Himmelfahrt
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Johann Caspar Lavater (* 15. November 1741 in Zürich; † 2. Januar 1801 ebenda) war ein evangelisch-reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz in der Zeit der Aufklärung.
Lavater wurde 1741 als Sohn eines Arztes geboren, besuchte seit 1754 das akademische Gymnasium seiner Vaterstadt Zürich und nahm, für den geistlichen Stand bestimmt, frühzeitig eine asketisch-mystische Richtung an, der er im wesentlichen sein ganzes Leben lang treu blieb.
1762 veröffentlichte er eine Schrift gegen das tyrannische und ungerechte Treiben des Landvogts Grebel, welche großes Aufsehen erregte, ihm aber zugleich die Feindschaft der ganzen Zürcher Aristokratie einbrachte.
Darauf unternahm er 1763 mit dem befreundeten Künstler Johann Heinrich Füssli eine Bildungsreise nach Norddeutschland, um sich bei dem Prediger Johann Joachim Spalding in Barth in Schwedisch-Pommern für das geistliche Amt weiter auszubilden, wurde auf derselben mit vielen bedeutenden Männern jener Zeit (darunter Christian Fürchtegott Gellert, Moses Mendelssohn, Friedrich Gottlieb Klopstock) bekannt und begann in Barth, wo er acht Monate zubrachte, seine schriftstellerische Laufbahn zunächst mit kritischen Arbeiten. Auch dichtete er damals seine berühmten 'Schweizerlieder', welche erst später 1767 in Bern erschienen.
Nach seiner Rückkehr 1764 nach Zürich erregte er durch seine Beredsamkeit als Prediger Aufsehen, wurde 1769 Diakonus und 1775 Pastor an der Waisenhauskirche, 1778 Diakon und 1786 Pastor an der Peterskirche und zugleich Mitglied des Konsistoriums.
1771 publizierte der Aufklärer unter dem Titel Philosophische Untersuchung der Beweise für das Christentum eine Teilübersetzung der 1769 in Genf erschienenen Abhandlung 'Idées sur l’état' von Charles Bonnet und widmete sie Moses Mendelssohn, um diesen entweder zu einer Widerlegung oder zum Übertritt ins Christentum zu bewegen. Dies war der Anfang eines Briefwechsels zwischen beiden, die von der gelehrten Öffentlichkeit ganz Europas mitverfolgt wurde, aber keine Einigung brachte.
1774 lernte er auf einer Rheinreise unter anderen Johann Wolfgang von Goethe, Johann Bernhard Basedow und Johann Gerhard Hasenkamp kennen. Begleitet wurde er von dem aus Ludwigsburg stammenden Zeichner und Kupferstecher Georg Friedrich Schmoll, der nach der Rückkehr viele der auf der Reise angefertigten Portraits für die Physiognomischen Fragmente in Kupfer stach.
1786 unternahm er eine Reise zu seinen Freunden nach Bremen, 1793 auf des Ministers Bernstorff Einladung eine solche nach Kopenhagen. Die letzten Jahre seines Lebens wurden durch die politischen Ereignisse getrübt. Den harten Maßregeln seiner Kantonalregierung ebenso entgegentretend wie den Übergriffen der Demokratie und den Gewalttaten des französischen Direktoriums nach Ausbruch der Französischen Revolution, kam er bei der helvetischen Regierung in den Verdacht eines Einverständnisses mit Russland und Österreich. Am 16. Mai 1799 wurde er verhaftet und nach Basel deportiert.
Am 10. Juni wurde er freigelassen und kehrte nach Zürich zurück. Als er bei der Eroberung der Stadt durch französische Truppen am 26. September gleichen Jahres den verwundeten Soldaten auf der Straße Hilfe leistete, wurde er von einer Kugel getroffen und starb 15 Monate später an den Verletzungen am 2. Januar 1801.
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