Photo: Felder bei Pogum/Ostfriesland
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Wird das nicht Freude sein
1.) Wird das nicht Freude sein,
Nach glaubensvollem Flehen
Dort Jesum selber sehen
In seinem Glanz und Schein,
Wo wir in süßer Wonne
Selbst glänzen wie die Sonne,
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
2.) Wird das nicht Freude sein,
Wenn, was wir hier noch hoffen,
Dort nun ist eingetroffen
Und jedes Seufzerlein,
Das hier zum Himmel dringet,
Dort reichen Wucher (a) bringet?
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
3.) Wird das nicht Freude sein,
Nach unserm Tränen-Säen
Dort Freudenhalmen mähen?
Was erntet man dort ein,
Wenn Seufzer und Beschwerden
Und Tränen Garben werden!
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
4.) Wird das nicht Freude sein,
Wenn wir nach Kampf und Ringen
Dort unsre Kronen bringen,
Woran so manche Pein
Und Schmach uns hier verdunkelt,
So mancher Demant (b) funkelt?
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
5.) Wird das nicht Freude sein,
Nach Arbeit, Müh' und Leiden
In süßer Ruh' sich weiden
An unserm Lämmelein?
Bei Müdigkeit der Füße
Ist ja die Ruh' sehr süße.
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
6.) Wird das nicht Freude sein,
Wenn was vorausgegangen,
Uns dort wird bald umfangen
Und sich mit uns erfreun?
Bei ungestörten Freuden
Nie von einander scheiden:
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
7.) Wird das nicht Freude sein,
Von bittern Tränengüssen
Und Schmerzen nichts mehr wissen,
Nein, lauter Freudenwein
Im Reiche Gottes trinken,
Im Gnadenmeer versinken:
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
8.) Wird das nicht Freude sein,
Stellt sich in unsre Sinnen
Auf jenen Himmels-Zinnen
Stets andre Freude ein,
Wo wir in obern Chören,
Was unaussprechlich, hören:
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
9.) Wird das nicht Freude sein,
Dort unsre Palmen bringen
Und mit den Engeln singen?
Wer stimmt nicht bald mit ein?
Dem Lamm zu Füßen fallen,
Sein süßes Lob erschallen:
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
10.) Wird das nicht Freude sein,
Nach kurzen Trauerstunden
Ein ewig' Wohl gefunden,
Ganz frei von Streit und Pein.
Was uns hier will bekriegen,
Sehn unter Füßen liegen.
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
11.) Wird das nicht Freude sein,
Wenn nach den Pilgertagen (c)
Mein Herr wird zu mir sagen:
'Du treuer Knecht, geh ein
Zu deines Herren Freude!'
O Herrlichkeit, o Weide!
Wird das nicht Freude sein?
Wird das nicht Freude sein?
12.) Ja, das w i r d Freude sein!
Herr, lass dies Freudenleben
Mir stets Erweckung geben,
Mich dir allein zu weihn.
Lass stets, mich aufzuschwingen,
Die Wort' ins Herz mir dringen:
Dort, dort wird Freude sein!
Dort, dort wird Freude sein!
13.) Wird dort nun Freude sein:
So lass mich willig leiden
Und alle Weltlust meiden.
Nichts dring' ins Herz hinein.
Nein, zieh' nur Herz und Sinnen
Zu dir recht weit von hinnen.
Da, da wird Freude sein!
Da, da wird Freude sein!
14.) Ei, wirds nicht Freude sein,
Wenn wir dort alles erben?
Versüß', o Herr, mein Sterben
Durch einen hellen Schein
Und Vorschmack jener Freuden,
Um fröhlich abzuscheiden,
Denn dort wird Freude sein:
Ei, das wird Freude sein!
(a) vielfachen Ertrag
(b) Diamant
(c) Aus evangelischer Sicht ist das menschliche Leben selbst die Pilgerschaft zu Gott, deswegen werden vom Leben abgewandte Wege, wie Klöster und Zölibat, nicht nur nicht benötigt, sie werden sogar als schädlich angesehen. In diesem Sinn ist hier unter dem Begriff 'Pilger' der gläubige oder der um Glauben ringende Mensch zu verstehen.
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Autor: Karl Heinrich von Bogatzky
Melodie: Holdseligs Gotteslamm
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gefunden in:
Geistlicher Liederschatz
Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder
für Kirche, Schule und Haus
und alle Lebensverhältnisse
verlegt bei Samuel Elsner, Berlin, 1832
Liednummer 1934
Thema: Gottes Reich und Eigenschaften
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Karl Heinrich von Bogatzky (* 7. September 1690 in Jankowe bei Militsch (Niederschlesien); † 15. Juni 1774 in Halle (Saale)) war ein asketischer Schriftsteller und Liederdichter aus der pietistischen Schule.
Er studierte zunächst 1713 in Jena die Rechte. 1714 besuchte er August Hermann Francke in Halle, wo er zum lebendigen Glauben durchdrang, aber dennoch sein juristisches Studium fortsetzte. Um die Weihnachtszeit 1715 entschloss er sich am Grab seiner Mutter zum Studium der Theologie. Er war 1729 Kammerjunker des Herzogs Christian Ernst von Sachsen-Saalfeld.
Er wohnte seit 1746 im Waisenhaus zu Halle und starb dort am 15. Juni 1774. Bogatzkys Schriften zeichnen sich durch ihren tiefen Glaubensgehalt und großen Reichtum geistlicher Erfahrung aus. Er schrieb über 400 Lieder, das bekannteste ist das Missionslied 'Wach auf, du Geist der ersten Zeugen'.
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