Alleine.
Du erklimmst die letzte Mauer, das vielleicht letzte Hindernis. Die widrige Anreise scheint diesmal belohnt zu werden.
Es ist heiß, Hunderte Mücken schwirren durch die trockene Hitze und stürzen sich bei jeder sich bietender Gelegenheit auf dich herab, setzen sich auf die Augen, die Ohren, den Mund und stechen durch die Kleidung auf dich ein, unablässig, du fuchtelst mit den Armen um dich, erfolglos, letztendlich ignorierst du das jucken, denn dieses Mal gibt es kein zurück für dich! Riesige Spinnweben durchziehen das dornige Geäst, das dir den Weg versperrt, nirgendwo ein Trampelpfad, ein Hinweis, ob du den richtigen Weg eingeschlagen hast, es scheint, als verschwöre sich die gesamte Natur gegen dich und will das Geheimnis der Templer mit allen Mitteln schützen.
Doch dann, plötzlich und unerwartet ragen die Mauern des sagenumwobenen Kastells vor dir auf. Du bist am Ziel deiner Reise angelangt.
Vor dir baut sich der herrschaftliche Sitz einer einst mächtigen Familie auf und die maurischen Zinnen ragen hoch über dir in den heißen Septemberhimmel hinauf.
Der Alte im Hafen hatte dir also die Wahrheit erzählt...
Du bahnst dir über die Aussenfassade einen Weg ins Innere, nichts kann dich so kurz vor dem Triumph noch aufhalten, du bist kurz davor, das letzte Geheimnis der Templer zur lüften.
Wo versteckst sich die Kirche? Das Gebäude ist riesig, marode, überall versperren dir Trümmer den Weg, es zirpt, es raschelt, es kreucht und fleucht in jeder Ecke, über dir, unter dir, vielleicht auch auf dir...
Und dann siehst du die Wendeltreppe, endlich, sie führt hinab in die klamme, einsame Dunkelheit zum Herzen deiner Odyssee...
Stille.
Schritt für Schritt steigst du diese eiserne, alte Spirale hinab, ohne zu wissen, was dich erwartet. Alte, dicke Spinnenweben,verfangen sich vor deinem Gesicht und dein Blut rauscht in den Ohren, dein Herz schlägt dir bis zum Hals. Irgendwann auf halber Strecke verschluckt dich die Schwärze gänzlich und du greifst zitternd zur Taschenlampe, deren Lichtkegel einen weißen Strahl Hoffnung in diese Schwärze frisst.
Ein Geräusch...das Gurren einer Taube, doch woher?
Du drehst den Kopf langsam nach links und dann siehst du plötzlich das Ziel deiner Suche schemenhaft vor dir oder ist es nur ein Hirngespinst?
Nein,
die geheimnisvolle Kirche der Templer, dort ist sie, direkt vor dir! Welch ein überwältigender Moment! Du stehst da, mit offenem Mund und starrst durch das halbrunde, unscheinbare Fenster in die Tiefe, wunderbare Fresken und Malereien, uralt, drängen sich schier in dein Gesichtsfeld, als lechzten sie förmlich nach dem Licht, welches du mit deiner Taschenlampe zum ersten Mal nach langer Zeit wieder an diesen Ort dringen lässt, dort, eine kobaltblaue Decke, mit herrlichen, biblischen Motiven...einzigartig. Als sich das Licht der Taschenlampe in den alten Gerüsten, die das Gewölbe abstützen, reflektiert, schrecken dutzende Tauben panisch auf und erfüllen mit ihrem gurren und dem hektischen Flügelschlag den Raum mit Lärm...
Du lässt dich an dem alten Seil ins Innere hinab und stehst endlich vor dem langersehnten Ziel deiner jahrelangen Reise und genießt für einen stillen Moment deinen persönlichen Triumph. Ganz alleine, irgendwo, im dunkeln, an einem ,für dich, magischen Ort.
So in etwa hat es sich zugetragen.
Gänsehaut hatte ich definitiv! ;-)
Und Mückenstiche.
Castello dei G,
"Indiana Jones and the secret hall of the Templars"